2002 Stubaier Alpen

01.08.2002 Von der Gubener-Schweinfurter Hütte zur Winnebachseehütte

Kurzbeschreibung

Von der Guben-Schweinfurter-Hütte (2028m) den Gubener Weg durchs Zwieselbachtal zum Zwieselbachjoch (2868m) und von dort hinunter zur Winnebachseehütte (2361m).

Beim Abstieg ein Abstecher auf das Leschhorn (2723m).

Ein verregneter Morgen

An diesem Morgen regnete es immer noch. Deshalb war die Stimmung beim Frühstück etwas gedämpft und jeder hoffte darauf, dass es bald aufhörte. Doch auch nach dem Frühstück und dem Packen hatte sich an der Wettersituation nichts geändert. Wir beschlossen trotzdem die geplante Tagestour in Angriff zu nehmen und so wurde alles wasserfest verstaut und die Regenkleidung kam zum erstenmal auf dieser Tour zum Einsatz.


Tausch der Regenkleidung gegen Präventiv-Sonnenmilch

Die ersten Meter im Nebel und im Regen waren schnell überwunden und die Regenintensität lies sogar langsam nach. Stück für Stück wurde dann die Regenkleidung geöffnet um einfach mehr Luft und angenehmere Temperaturen am Körper zu bekommen. Schon nach einer Viertelstunde hörte es sogar komplett auf zu regnen. Es blieb zwar neblig und wolkig, doch diese sich dadurch ständig ändernde Bergwelt hat ja seinen eigenen Reiz.

Bei einer kurzen Rast wurde wieder auf "Trockenwetter" umgerüstet und dann ging es weiter entlang dem Zwiselbach. Durch den vielen Regen ist dieser nicht in seinem Bachbett geblieben, sondern hat auch immer wieder Teile des Weges überspült, so dass wir stellenweise auf der Suche nach einem trockenen Weg waren.

Der unvollendete Gipfel ...


Mittagspause "im Schatten" am Zwiselbachjoch

Langsam ansteigend führte uns der Weg durchs lange Zwiselbachtal hinauf über den Zwiselbachferner zum Zwiselbachjoch. Dort deponierten wir unsere Rucksäcke und machten uns zügig auf zum Gipfelanstieg des Zwieselbacher Weißkogels. Dieser Abschnitt wurde in unserem Führer als "leichte Kletterei" und "unschwierig" beschrieben. Aus diesem Grund wähnten wir uns schon alle auf dem Gipfel stehen.

Doch wie anders sah es in der Realität aus – stark moosbewachsener Fels und große Felsplatten, die durch den Nebel feucht und deshalb sehr rutschig waren, sowie nach einigen Höhenmetern Kletterpassagen der Stufe III! So entschieden wir uns schweren Herzens wieder umzukehren.

Wieder auf dem Zwiselbachjoch angekommen machten wir unsere Mittagspause - ohne Sonne, dafür mit Wind und Kälte. Beate verbrachte einen Teil der Pause damit, den vorhandenen Orientierungs-Steinturm (Steinmandl) um einiges zu erhöhen – was ihr wirklich gut gelang - und vesperte anschließend zu Füssen Ihres Kunstwerkes.

... und der vollendete

Der Abstieg Richtung Winnebachkar war anfänglich steil und serpentinenreich. Während unseres Abstieges lockerte sich die geschlossene Wolkendecke am Himmel auf und die Sonne kam wieder durch. Dann sahen wir Ihn, den Berg, der direkt am Wegesrand gelegen im wahrsten Sinne des Wortes zum Erklimmen einlud – das Leschhorn. Da wir heute noch keinen Gipfel erreicht hatten, war unser nächstes Ziel sofort geklärt.


Der "Mount Lesch" (bürgerlich Leschhorn), noch ohne in Stand gesetztes Gipfelkreuz

Zunächst wurden die Rucksäcke abgelegt und schon ging es großen Schrittes über ein Geröllfeld (na ja, Brocken mit bis zu 2m Durchmesser) bis zum Einstieg. Es war eine schöne und leichte Kletterei bis zum ersten Gipfelkreuz. Dort angekommen genossen wir die herrliche Aussicht. Beate und Günter machten sich noch auf den kurzen und ausgesetzten Weg zum zweiten und schwer beschädigten Gipfelkreuz dieses Berges, welches sich eigentlich auf fast gleicher Höhe wie das erste, aber in ausgesetzterer Lage befindet. Dort reparierten sie mit viel Engagement das Gipfelkreuz provisorisch.

Nach einer langen Pause, in der der Spitzname "Mount Lesch" kreiert wurde und dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch begaben wir uns wieder auf den Rückweg. Nach Aufnahme der Rucksäcke ging es dann in guter Stimmung – es hat ja doch noch einen Gipfel heute gegeben – weiter Richtung Winnebachseehütte.

Die Hütte (im DAV Panorama 6/2001 auf S. 33ff ausführlich beschrieben, PDF im Internet) ist herrlich an einem See und Wasserfall gelegen und verkörpert in unserem Sinne eine typische Bergsteigerhütte. Dieser Eindruck wurde durch die herzliche Begrüßung der Wirtsleute und die persönliche Bedienung durch die Wirtstochter Sabine nur noch verstärkt.

Für die erste Stärkung entschieden wir uns für Apfelstrudel, der leider nicht mehr in ausreichender Menge verfügbar war. Originalzitate: "Der Apfelstrudel ist fertig." - "Gut, dann hätten wir gerne vier Portionen." - "Nein, er ist fertig". So teilten wir brüderlich und schwesterlich die noch vorhandene Portion.

Bis die letzten Sonnenstrahlen verschwanden verbrachten wir die Zeit auf der Terrasse und erst dann sicherten wir uns Sitzplätze in der Hütte. Beate und Rainer kühlten noch die Füße im See (Wassertemperatur ca. 10 Grad). Natürlich fehlte Beate wieder der Mut, das zu Beginn der Tour noch vollmundig angekündigte Bad im See zu nehmen.

In der Hütte fanden wir auch endlich mal wieder eine Gitarre – das Abendprogramm war somit gesichert. Ok, genauer: es sind zwei Gitarren auf der Hütte, die aber beide schon bessere Zeiten gesehen haben.Wolfgang und Günter versuchten, die vorhandenen Gitarren zu stimmen. Zumindest eine davon war so weit stimmbar, dass man dazu singen konnte.

Das Abendessen war gut und reichhaltig. Noch mehr begeisterte uns jedoch dass, obwohl die Hütte komplett belegt war, in der Küche keinerlei Hektik aufkam. Die Rollen waren verteilt und es konnte sehr schnell serviert werden. Eine so gute Organisation würde gern häufiger sehen.

Nach dem Essen begannen wir dann mit dem Singen. Als Vorlage diente das für die letzte Tour extra zusammengestellte Liederbuch. Schon nach kurzer Zeit gesellten sich weitere Gäste zu uns und der Kreis der Singenden wuchs. Dabei reichte die Altersgruppe von jung bis alt. Auch Sabine (zur Erinnerung: die Wirtstochter) sang begeistert mit und überraschte uns mit Ihrer super Singstimme! Sie hatte keine Probleme, die richtige Melodie zu halten obwohl zwei Niederländer neben ihr unfreiwillig (ok, sie konnten es einfach nicht besser) alles versuchten, um sie vom richtigen Ton abzubringen.

Die Zeit bis zur Hüttenruhe verging schnell und so beendeten wir unseren Gesang gegen 22 Uhr. Für den nächsten Tag stand leider schon der Abstieg und die Rückreise auf dem Plan. Doch da wir noch gerne einen Gipfel in Angriff genommen hätten wurde beschlossen, bei guten Wetterverhältnissen am nächsten Morgen um 5 Uhr auf den Gänsekragen aufzusteigen um dort den Sonnenaufgang zu erleben. Gespannt, ob unser Plan aufgehen würde, begaben wir uns zur Nachtruhe.